
Wissen Ist Macht!
Francis Bacon
Five eyes (2014)
Der Schwanz regiert die Welt, oder?
Der Schwanz regiert die Welt und wenn ein Künstler wie Klaus Stein ihn in seinen Bildern verherrlicht, meint er es ironisch. Es wird zwar sehr viel von Sexualität gesprochen, aber unsere Gesellschaft ist von einer latenten Impotenz geprägt. Das Wunschdenken versucht, die Realität aus den Fugen zu bringen, aber was übrig bleibt, ist ein fahler Nachgeschmack wie nach einer durchgefeierten Nacht. Der üble Geschmack von Fusel, der Kopfschmerz verursacht und der Blick auf nicht mehr ganz so frische Laken, die befleckt sind oder auf eine Trödelmarkt-Liebe, die bereits verflogen ist. Nur Illusionen! Was hier dargestellt wird, ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema Sex aus der Sicht eines Betrachters und bei Klaus Stein ist kein Rotlicht-Ambiente zu verspüren. Der Sex hat bei ihm etwas Technologisches, durch und durch berechnet, etwas Funktionales – und gerade das macht die Sache so spannend. Es ist eine unwiderrufliche Kritik an unserer Gesellschaft, die immer wieder versucht, die Gefühle zu vermarkten. Momentaufnahmen, die den Mensch außen vor lassen und das tut weh! Eisig kühl wie der Penis oder die Vagina, die der Maler verewigt hat, scheint die Welt zu sein und vielleicht die richtige Darstellung der Hölle, in der die Lust erstickt wird und ist das nicht bereits unser Alltag? Read More »
Ausstellung "Murphy´s Law" von Klaus Stein
"In dieser Zeit, in der nichts so ist wie wir dachten, muss Kunst Stellung beziehen. Künstler sollten den Mut zur politischen Auseinandersetzung haben, aber haben Politiker auch den Mut, kritischen Künstlern zu begegnen?
Ich würde mich freuen!"
Vernissage am 31.Januar 2014, 19:00 Uhr.
EAGL Gallery
Jennifer Spruss, Kantstraße 87a, 10627 Berlin,
fon 0163 – 73 74 229
Öffnungsdauer:
31.Januar bis 07.März 2014
Mo – Fr 14:00 bis 18:00 oder nach Vereinbarung
Das „Ich“ in der Kunst
Es gibt Gelehrte, die behaupten, dass das „Ich“ in der Literatur nicht unbedingt eine Rolle spielt und dass es durchaus möglich sei, sich davon zu distanzieren. Wer sich mit dieser Frage beschäftigt, wird sehr schnell erfahren, dass diese These abenteuerlich ist. Auch wenn ein behandeltes Thema nicht unbedingt etwas mit der Vita des Autors zu tun hat, ist der Stil da, der eine unauflösliche DNA-Spur hinter sich lässt und die kann nicht ausgelöscht werden. Das gilt auch für den Maler, der immer Indizien zerstreut, die zu seiner Identität führen. Und die Kopisten? Das sind Handwerker, die ihren Beruf beherrschen, aber dabei nicht den Ehrgeiz verfolgen, ihr Ego aufzupolieren. Und auch hier kann ein sachkundiger Experte die Differenz ermitteln, was von Menschenhand hergestellt wird, hat immer eine Identität.
Die Zeichnungen sind Teil meiner Vorarbeit und somit das Handwerkszeug zu dem, was ich heute künstlerisch tue. Ich bin auf Anraten meines Lehrers systematisch vorgegangen und habe konzentriert "gelernt". Diese Arbeiten sind also zeitlich vor den Bildern, die ihr von mir kennt, entstanden. Es gibt Zeichnungen, die ich spontan und sehr schnell gemacht habe, um die Aufnahmefähigkeit zu trainieren. Andere wiederum sind "20 Std.- Arbeiten", um Strukturen zu entwickeln und im Gedächtnis abzuspeichern, damit sie abrufbar sind und mir bei der konkreten Arbeit den Weg zu neuen Interpretationen weisen.
Die Farbskizzen dienten als Weg zur Malerei. Farben klar setzen, ohne Korrektur, oder sie – wie beim Jazz – komplizierte und schmutzige Akkorde bilden lassen. Mein Lehrer sagte, viele Menschen, die schlecht zeichnen, hätten das Sehen nicht gelernt.
Der verhasste Kunsthandel
Es ist durchaus üblich, dass sich Künstler bitter über die Galeristen beklagen. Sie würden sie aussaugen und ihre Fantasie nur unter einem geschäftlichen Standpunkt wahrnehmen. Immer die bohrende Frage, wie das Werk beim Publikum ankommen wird, Strömungen werden analysiert und in Euros bewertet. „Nur das läuft!“ ist ein geflügeltes Wort, das immer wieder zum Ausdruck kommt und der ehrliche Maler steht hilflos da, weil er sich keineswegs dem Markt anpassen will. Sollte er es tun, hätte er sich in eine Hure verwandelt, für die die Belange des Kunden höchste Priorität hat und das widerspräche dem Begriff Freiheit, der als Motor der Kreativität dienen soll.
Anpassung ist Gift und so komisch es auch scheinen mag, der Künstler ist genauso – wie jedes andere Lebenswesen – auf Nahrung angewiesen. Wenn es regnet oder schneit, braucht er ein Dach über den Kopf, er will nicht frieren – aus Angst, krank zu werden – und Vater Staat verlangt von ihm auch eine Gabe. Also doch ein ganz normaler Mensch, der Kohle braucht um einfach zu überleben? So gesehen ja, aber… „Leute, von Geld spricht man nicht, wenn es um die Kunst geht!“ Leicht gesagt, aber was ist nun, wenn die Schuhe Löcher haben? Mit nassen Füßen wird man nicht kreativer.
Read More »
„MURPHY´S LAW“ 2013
Acryl auf Leinwand
170 x 180 cm 2tlg.
MASCHINEN KENNEN KEIN MITGEFÜHL
Murphys Gesetz (englisch Murphy´s law) ist ein Aphorismus über menschliches Versagen bzw. Fehlerquellen in komplexen Systemen. Es lautet:
„Anything that can go wrong will go wrong.“ – „Alles, was schief gehen kann, wird schiefgehen.“ (Wikipedia)
Es würde mich interessieren, was die portraitierten Personen zu unserer heutigen Lebenssituation und unserem politischen Handeln sagen würden. (Klaus Stein)
Interview mit Klaus Stein in seinem Atelier
von Pierre Mathias
Klaus, wie lebst du deine Kunst?
Naja, siehste ja. Im Grunde ist das etwas, was ich mein Leben lang mit mir rumschleppe, das hat mit meinem Talent zu tun. Es ist die Art, mit der ich mich in der Öffentlichkeit artikulieren kann. Es ist mir wichtig, mich politisch einzubringen und die Malerei ist das Terrain, auf dem ich mich halt am besten bewegen kann.
Erkennst du dich in deinen Werken?
Klar. Ich finde mich darin politisch wieder und zweitens habe ich Spaß am kreativen Handeln. Read More »
Das Dilemma der politischen Malerei
Vor ein paar Tagen ist Willi Sitte im Alter von 92 Jahren gestorben. Er engagierte sich für den Kommunismus. Als Sohn einer Bauernfamilie aus dem Böhmischen Kratzau, dem heutigen Chrastava, wurde er 1939 von der Hermann-Göring-Schule für Malerei in Kronenburg in der Eifel als Schüler akzeptiert. Er übte Kritik gegen die Ausbildungsmethoden und wurde dafür zur Strafe an die Ostfront und dann nach Italien geschickt. Sitte desertierte und schloss sich den Partisanen an. 1946 kehrte er nach Deutschland zurück – in die sowjetische Besatzungszone. Mit seinen Regime-freundlichen Malereien erntete er bei den Machthabern schnell Anerkennung. Von 1974 bis 1988 war Sitte Präsident des Verbandes bildender Künstler der DDR, Volkskammerabgeordneter und letztendlich sogar Mitglied des ZK des SED. Auch bei der Stasi hat er mitgemischt. Das zu seiner Biographie.