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Der verhasste Kunsthandel

Es ist durchaus üblich, dass sich Künstler bitter über die Galeristen beklagen. Sie würden sie aussaugen und ihre Fantasie nur unter einem geschäftlichen Standpunkt wahrnehmen. Immer die bohrende Frage, wie das Werk beim Publikum ankommen wird, Strömungen werden analysiert und in Euros bewertet. „Nur das läuft!“ ist ein geflügeltes Wort, das immer wieder zum Ausdruck kommt und der ehrliche Maler steht hilflos da, weil er sich keineswegs dem Markt anpassen will. Sollte er es tun, hätte er sich in eine Hure verwandelt, für die die Belange des Kunden höchste Priorität hat und das widerspräche dem Begriff Freiheit, der als Motor der Kreativität dienen soll.

Anpassung ist Gift und so komisch es auch scheinen mag, der Künstler ist genauso – wie jedes andere Lebenswesen – auf Nahrung angewiesen. Wenn es regnet oder schneit, braucht er ein Dach über den Kopf, er will nicht frieren – aus Angst, krank zu werden – und Vater Staat verlangt von ihm auch eine Gabe. Also doch ein ganz normaler Mensch, der Kohle braucht um einfach zu überleben? So gesehen ja, aber… „Leute, von Geld spricht man nicht, wenn es um die Kunst geht!“ Leicht gesagt, aber was ist nun, wenn die Schuhe Löcher haben? Mit nassen Füßen wird man nicht kreativer.

Nun sind bei weitem nicht alle Kunsthändler Gangster und viele von ihnen haben dazu beigetragen, Maler zu lancieren – Menschen, die es allein niemals geschafft hätten – und das sicher nicht nur aus Liebe für die Rendite. Sie haben große Risiken auf sich genommen und haben – dank ihrer Hartnäckigkeit – einige von ihnen zum Erfolg geführt. Sie sind gegen den Strom geschwommen und haben letztendlich gesiegt, das muss ebenso werden, wie die Schattenseiten eines Marktes, der immer mehr vom Gewinn verseucht wird. Seitdem – vom Wirbel der Wirtschaftskrise – Aktien oder Anleihen unzuverlässige Faktoren geworden sind, wird sehr viel mehr in die Kunst investiert, aber hauptsächlich in große Meister, die schon hoch bewertet sind, das ist ein geringes Risiko, wenn man die Auktionen bei Christies oder anderswo verfolgt. Die Bilder oder Skulpturen erreichen atemberaubende Summen, die für den Otto-Normalverbraucher ein Hohn sind und da fast exklusiv auf Sicherheit gemünzt wird, sieht es für den Nachwuchs ziemlich düster aus. Die Investitionen, die benötigt werden, um einen Künstler nach oben zu bringen, sind so erheblich, dass viele sich scheuen, diesen Weg einzugehen. Hier geht es nur um einen raschen Gewinn – wie bei der Börse – und langfristige Strategien können nur bedingt in Gang gesetzt werden. Zu teuer! Das geht nur, wenn Mäzenen sich aus reinem Idealismus bereit erklären, jemandem unter die Arme zu greifen, leider eine Seltenheit.

In der Regel möchte jeder Künstler gerne an die Öffentlichkeit gehen und wenn er dann diesen Schritt wagt, muss er tief in die Tasche greifen. Um auszustellen, muss erst eine Galerie gefunden werden und die Miete kann leicht fünfstellig sein, wenn sie bekannt ist. Bei jedem verkauften Werk wandert ein Prozentsatz des Erlöses in die Tasche des Händlers und nicht zu vergessen: der Katalog, der Sekt der Vernissage und andere Nebenkosten, die solch ein Event verursacht. Es folgen drei Wochen Ausstellung, bei der die Vernissage gut besucht wird – von Leuten, die sich auf Kosten des Malers voll fressen möchten, dann ist Sense! Natürlich gibt es auch Galeristen, die ein gefülltes Adressbuch haben und gezielt Marketing führen, das ist aber leider eher rar und in der Regel geht der Maler mehr oder weniger leer aus. Stattdessen bleiben Schulden übrig und die Frustration, dass kein Bild verkauft wurde.

Gibt es andere Lösungen? Der Künstler muss sich selbst ein Netzwerk aufbauen – das entspricht keineswegs seinem Naturell, aber es wäre eine Lösung. Er muss sich öffnen und auf die Kunst-Liebhaber zugehen, am besten mit Hilfe der Netzwerke im Internet. Das birgt aber auch eine Gefahr und es ist zu befürchten, dass der Maler sich dem Markt beugt und seine Persönlichkeit zu Gunsten des finanziellen Erfolges opfert. Das darf auf keinen Fall passieren, der Künstler soll sich exklusiv seiner Kunst widmen und nicht zum Manager werden.

Nichts aber kann den persönlichen Kontakt zum Publikum ersetzen. Im Zusammenschluss mit anderen Künstlern könnten Aktionen – außerhalb des Kunsthandels – organisiert werden, die als Ziel haben, Menschen direkt zu sensibilisieren. Das kann in einer Fußgängerzone oder in der U-Bahn sein oder als PR-Maßnahme. In diesem Rahmen ist kaum zu erwarten, dass Bilder verkauft werden, es sei denn, sie werden zu Billigpreisen verscherbelt. Und was nun? Der Gang zum Kunsthandel ist unerlässlich, aber es kommt drauf an, mit wem man es zu tun hat. Das sollte ein etablierter Galerist oder Kurator sein, der außerhalb der Ausstellungen, weltweit über enge Kontakte verfügt, denn die meisten Kunstwerke werden ohnehin unter Verschluss der Öffentlichkeit verkauft. So jemanden zu finden ist nicht einfach und verlangt vom Künstler eine Spürnase, aber andere Lösungen gibt es kaum. Bevor er sich engagiert, sollte er sehr genau recherchieren – Mundpropaganda spielt in diesem Zusammenhalt eine entscheidende Rolle – und natürlich braucht er sehr viel Geduld und Ausdauer.

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